Türkei
Gastfreundschaft 3000!
Gastfreundschaft 3000!

Auf dem Seitenstreifen einer mehrspurigen Straße strample ich den Hügel hoch.
Schreckhaft zucke ich zusammen als der vorbeirauschende LKW kräftig hupt. Wenn der wüsste, wie laut es außerhalb seines Fahrerhäuschens ist.
Plötzlich winkt mir der LKW-Fahrer zu, der inzwischen auf dem Seitenstreifen angehalten hat: er schenkt jedem von uns eiskaltes Wasser und wünscht eine gute Reise. Iyi Yolcoluklar.
Als er auf seinen hohen Sitz zurück klettert, zückt er noch einen Schokokuchen aus der Kühlbox auf dem Beifahrersitz und wirft ihn mir grinsend durchs Fenster zu.
"Teşekkürler rufe ich und radele mit breitem Grinsen weiter."

Wir lehnen die Räder an die Mauer und ich hüpfe schnell in den kleinen Einkaufsladen.
Als ich wiederkomme plaudert Jakob mit einer Frau auf dem Balkon überm Geschäft und fünf Minuten später sind wir zum Frühstück eingeladen.
Es gibt verschiedene Käsesorten, Oliven, Tomaten, Marmeladen, Brot und natürlich Çay.
Das pensionierte Ehepaar hat 40 Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet.
Ihre drei Kinder sind dort geboren, groß geworden und leben weiterhin im Raum Stuttgart. Für die Rente leben sie wieder in der Türkei, manchmal vermissen sie Deutschland, aber hier sei ihre Heimat.


Als ich Jakob auf der schmalen Straße eines Dorfes einhole, ist er mit einem Vater und zwei Söhnen ins Gespräch verwickelt.
Mir wird laut „Stopp“ zugerufen, denn wir sind zu hausgemachten Ayran und frischen Früchten im Schatten eingeladen.
Dank Jakobs guten Türkischkenntnissen werden wir über unsere Reise, Berufe und Pläne ausgefragt. Danke für diese schöne, schattige Pause.
Auf einer kleinen Landstraße kommt uns ein Auto entgegen,
welches wir kurz vorher beim Market gesehen hatten. Während der Fahrt streckt der Fahrer seinen Arm mit einer Tüte zu Jakob mit zwei kalten Eistees und wünscht uns eine gute Reise.
"Teşekkürler rufen wir in den Fahrtwind."

Wir radeln durch eine kleine Ortschaft, als mich ein Mann zum Gartenzaun winkt und mir zwei Hände voll Aprikosen schenkt.
Wir könnten gerne hineinkommen und so viele ernten, wie wir wollen.
Wir haben uns mal wieder ein schattiges Plätzchen auf einem Spielplatz für unser Mittagessen gesucht, Salat, Brot, Bohnen und Käse vor uns ausgebreitet.
Zur gleichen Zeit ist eine fünfköpfige Familie angekommen und bevor sie selbst richtig mit dem Essen begonnen haben,
bringt uns eine Tochter zwei Becher mit kalter Fanta und mehrere selbstgebackene, gefüllte Fladenbrote vorbei.
Als wir zum Dank einen Smoothie aus dem Supermarkt vorbeibringen verdoppeln sie die Portion Pide und es gibt noch eisgekühltes Wasser dazu.
Kaum haben wir uns wieder gesetzt, kommt ein anderer Passant auf den Spielplatz und fragt,
ob wir irgendetwas bräuchten: wir könnten auch seine Toilette oder Dusche benutzen.
Wir haben inzwischen mindestens fünf türkische Handynummern bekommen, die wir jederzeit anrufen können, wenn wir etwas brauchen oder Probleme haben.



Ein unendliches Dankeschön an alle, die unsere Reise durch die Türkei zu so einem herzerwärmenden Erlebnis machen!
